Das Tulpenfest in Istanbul
Die Vögel zwitschern, die Sonne scheint und die ersten bunten Blumen blühen: Keine Frage, der Frühling ist gekommen. Und in Istanbul steht das zauberhafte Frühlingserwachen ganz im Zeichen der Tulpe.
Die Metropole am Bosporus widmet der hübschen Frühlingsblume im April gleich ein ganzes Festival. Damit erscheint Istanbul in diesem Monat noch bunter und eindrucksvoller als ohnehin schon.
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Istanbul – die Heimat der Tulpe
Ursprünglich stammt die Tulpe vermutlich aus Zentralasien. Die Osmanen brachten die Frühlingsblume dann an den Bosporus und von hier aus verbreitete sich die Tulpe schließlich in ganz Europa. Anders als oft angenommen, kommt die Tulpe also nicht aus Holland, sondern aus Istanbul.
Nachdem die Osmanen und die Habsburger einen Waffenstillstand vereinbart und die beiden ewigen Rivalen sogar eine Art Freundschaft geschlossen hatten, schenkte der osmanische Sultan Kaiser Ferdinand I. einige Tulpenzwiebeln. Innerhalb kürzester Zeit trat die Tulpe daraufhin ihren Siegeszug durch die Niederlande an.
Gleichzeitig wurde die Blume zu einem echten Spekulationsobjekt. Das regelrechte Tulpenfieber, das ausbrach, bescherte manch einem Holländer großen Reichtum. Der Name Tulpe könnte auf Tülbend, das türkische Wort für Turban, zurückgehen. Auf Türkisch wiederum heißt die Blume, die zu den Liniengewächsen gehört, Lale.
Die Tulpenzeit im Osmanischen Reich
Im Osmanischen Reich gibt es eine Epoche, die besonders stark von der großen Liebe zur Tulpe geprägt war. Diese Epoche dauerte von 1718 bis 1730 und heißt Lale Devri, zu Deutsch: Tulpenzeit. Unter Sultan Ahmed III. und Damat Ibrahim Pasa als großem Wesir war der osmanische Hof ganz verzückt von den bunten Frühlingsblumen.
Der große Wesir war nach dem Sultan als Herrscher der zweite Mann im Osmanischen Reich. Er herrschte als Stellvertreter des Sultans, führte dessen Befehle aus und war seine rechte Hand. Im Prinzip war der große Wesir damit so etwas wie der Bundeskanzler des Osmanischen Reiches.
Jedenfalls stand das Reich zu dieser Zeit schon auf wackeligen Beinen. Doch weder der Sultan noch der Großwesir interessierten sich großartig für die innen- und die außenpolitischen Probleme. Ihre Leidenschaft galt eher dem Gärtnern. Im Garten des Topkapi Palastes kultivierten sie zahlreiche Tulpenarten und züchteten neue Sorten. In der Zeit, in der die Tulpen blühten, veranstalteten sie dann große und teure Feste.
Auf der Gästeliste standen vor allem Adelige aus ganz Europa und Vertreter befreundeter Staaten. Die Gäste erzählten von eindrucksvollen und luxuriösen Feiern mit prächtigen Blütenmeeren und dem Zauber des Orients. Doch die Bevölkerung begann zunehmend, gegen die Verschwendung des Osmanischen Hofes zu rebellieren.
Es kam zu einer Revolution, nach der Sultan Ahmed III. abgesetzt und Großwesir Pasa hingerichtet wurde. Mahmut I., der Cousin des Sultans, bestieg den Thron und erklärte die Tulpenzeit offiziell für beendet.
Der hohe Stellenwert der Tulpe
Ihre große Bedeutung für die Türkei und insbesondere für Istanbul hat die Tulpe aber bis heute nicht verloren. Schlendert der Besucher durch die Metropole am Bosporus, wird er der Frühlingsblume vielerorts begegnen. So findet sich die Tulpe beispielsweise als Ornament auf den bunten Wandkacheln in vielen Moscheen und als Zierde in den Räumen der alten Paläste und osmanischen Prunkbauten.
Und auch das heutige Marketing der Tourismusbehörde greift die Blume regelmäßig auf. Bei der Bewerbung Istanbuls als Austragungsort für die Olympischen Sommerspiele im Jahr 2020 etwa war die Tulpe das Hauptmotiv im Logo der Stadt. Gleiches gilt für Werbeprospekte, Stadtpläne und andere Printmedien rund um Istanbul, die ebenfalls mit einer Tulpe daherkommen.
Das Tulpenfest in Istanbul
Ein ganz besonderes Highlight hält alljährlich der April bereit. In diesem Monat steht Istanbul nämlich ganz im Zeichen der Tulpe. Wenn das Tulpenfest, das Lale Festivali, beginnt, zieht sich ein riesiges Blumenmeer durch die Stadt. Rund 15 Millionen Tulpen blühen dann farbenprächtig um die Wette.
Ein idealer Startpunkt für eine Blumentour durch die Stadt ist der Topkapi-Palast. In seinen Gärten laden unzählige Tulpen dazu ein, den Blick schweifen zu lassen und den Frühling zu genießen. Die nächste Station ist der Gülhane-Park. Der gepflegte Park mitten in der Riesenmetropole ist eine herrliche Ruheoase und ermöglicht dem Besucher, das bunte Tulpenmeer mit einem grandiosen Blick auf den Bosporus zu verbinden. Schlendert der Besucher weiter zu den großen Sehenswürdigkeiten Istanbuls, etwa der Hagia Sophia oder der Blauen Moschee, säumen wunderschöne Tulpenbeete, die sich zu herrlichen Teppichen verbinden, seinen Weg.
Den Höhepunkt der Tour bildet schließlich der Emirgan-Park. Oberhalb des Bosporus gelegen, sorgen hier über 2,5 Millionen Tulpen unterschiedlichster Sorten für Frühlingsgefühle pur. Sucht der Besucher einen der drei liebevoll restaurierten Gartenpavillons auf, kann er den herrlichen Anblick bei einem Kaffee oder Tee, einer süßen Leckerei oder einer herzhaften Köstlichkeit genießen.
Generell ist die Auswahl an Unternehmungen während des Tulpenfestes groß. So finden diverse Kunst- und Fotoausstellungen statt. Es gibt Konzerte mit Livemusik, Straßenfeste und verschiedene Märkte, alle ganz im Zeichen der Tulpe. Das Tulpenfest dauert zwischen zwei und drei Wochen lang. Und auch wenn sich eine Reise nach Istanbul immer lohnt, sagen Insider, dass der April der mit Abstand schönste Zeitpunkt für einen Besuch der Metropole am Bosporus ist.
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