Erdbebensicherheit in Istanbul
In der Türkei bebt immer wieder die Erde. Besonders im Osten des Landes ist die Erdbebengefahr hoch, doch auch der Westen musste bereits mehrere Erdbeben mit großen Verwüstungen und vielen Opfern verkraften. So wurden etwa beim Beben von Gülcük im August 1999 fast 50.000 Menschen verletzt.
Über 18.000 Menschen verloren ihr Leben, rund 1.000 Todesopfer davon waren in Istanbul zu beklagen. Viele Gebäude in der Türkei sind einem starken Erdbeben schlichtweg nicht gewachsen.
Schätzungen gehen davon aus, dass ein Drittel des gesamten Baubestandes einem Erdbeben nicht standhalten würde, allein in Istanbul gelten etwa 1,6 Millionen Wohnungen als gefährdet. Die türkische Regierung hat es sich daher zum Ziel gemacht, die Gebäudesicherheit zu erhöhen, um so möglichen Schäden bei einer Naturkatastrophe entgegenzuwirken.
Die Erdbebensicherheit in Istanbul
Im August 2012 fiel der Startschuss für ein Bauprojekt, das es in dieser Größenordnung in der Türkei bisher noch nicht gab. Etwa 6,5 Millionen Häuser und Wohnungen, deren Zustand als riskant eingeschätzt wird, sollen von Grund auf saniert und erdbebensicher verstärkt werden.
Ist eine Sanierung nicht möglich, sollen die Bauten abgerissen und durch neue Gebäude mit höherem Standard ersetzt werden. Das gesamte Bauvorhaben ist auf einen Zeitraum von 20 Jahren ausgelegt. Das Investitionsvolumen beläuft sich auf rund 400 Milliarden US-Dollar, allein 100 Milliarden davon sind für Istanbul vorgesehen.
Obwohl sich die Planungen auf zwei Jahrzehnte erstrecken, zeigt die Regierung deutlich, wie wichtig ihr dieses Projekt ist. So wird an allen Ecken und Enden fleißig gebaut, mit dem erklärten Ziel vor Augen, den größten Teil des Umbaus bis Ende 2014 abgeschlossen zu haben. Das Hauptargument für das Mammutprojekt ist die große Gefahr, die ein Erdbeben für viele Gebäude und damit auch Menschen in der Türkei darstellt.
Bis heute steckt die Katastrophe von Gülcük vielen noch in den Knochen. Gülcük liegt zwar rund 100 Kilometer von Istanbul entfernt. Aber die Vergangenheit zeigt, dass sich Erdbeben im Norden der Türkei tendenziell von Ost nach West bewegen. Daher wird befürchtet, dass das nächste Erdbeben die Metropole am Bosporus treffen könnte. Die Konsequenz daraus wiederum ist, dass der Umbau der Türkei in Istanbul beginnt.
Neben einfachen Hütten und mehr oder weniger improvisierten Gebäuden, die oft ohne Genehmigung gebaut wurden, stehen in Istanbul vor allem zwei Häuserarten im Fokus der Baumaßnahmen. Zum einen sind dies die alten Häuser, die hauptsächlich in den historischen Innenstadtvierteln der Metropole zu finden sind. Zum anderen sind dies Betonbauten aus früheren Tagen, die aufgrund ihrer einfachen kubischen Form schnell und kostengünstig errichtet werden konnten, häufig aber keine ordentliche Armierung oder andere Baumängel aufweisen. Während die alten, historischen Gebäude saniert und renoviert oder durch historisch aussehende Neubauten ersetzt werden, finden sich an den Stellen, wo zuvor die alten Betonwürfel standen, wieder neue Betonwürfel.
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Sanierte und erdbebensichere Häuser
Natürlich kann man kritisieren, dass die türkische Regierung nicht unbedingt Rücksicht auf die Bewohner der Häuser nimmt. So haben sie letztlich nur die Wahl, ob sie dem Um- oder Neubau zustimmen oder ein Strafverfahren riskieren. Viele Bewohner werden außerdem nicht in ihren Wohnungen bleiben oder dorthin zurückkehren können.
Frisch sanierte, erdbebensichere Häuser mit historischem Flair und moderne Gebäude mit hohen Standards lassen nämlich einerseits auch die Mieten steigen und sind andererseits interessant für die neue türkische Mittelschicht und Investoren, die sich eine chice Wohnung im Stadtzentrum leisten möchten und können.
Für manchen früheren Bewohner werden die Bemühungen, die Erdbebensicherheit in Istanbul zu erhöhen, folglich mit einem Umzug in eine Siedlung irgendwo am Stadtrand einhergehen. Andererseits ist es richtig und wichtig, Istanbul und die Türkei erdbebensicherer zu machen. Natürlich werden auch die besten Sicherheitsvorkehrungen Schäden nicht gänzlich verhindern können. Sie sind aber ein guter Schritt, um zu verhindern, dass sich eine Katastrophe wie das Erdbeben von Gülcük wiederholt.
Istanbul wird Gastgeber der Seismic Safety
Neben den Baumaßnahmen selbst setzt Istanbul ein weiteres Zeichen in Sachen Erdbebensicherheit. So findet Ende April 2014 die Seismic Safety im WOW Convention Center Istanbul unweit des Ataturk International Airports statt.
Bei dieser Messe geht es um erdbeben- und brandschutzbezogene Baumaßnahmen und Baumaterialien, um die Sicherheit und mit Blick auf die Erdbebensicherheit und den Brandschutz auch um Konzepte für Stadtplanung und Stadterneuerung. Gleichzeitig findet auf dem Ausstellungsgelände mit der Intergeo Eurasia die weltweit führende Messe für Geodäsie, Geoinformation und Landmanagement statt.
Neben Mess- und Prüfsystemen stehen hier Geo-Daten-Konzepte im Mittelpunkt. Damit ergibt sich ein Angebotsportfolio, das sich perfekt ergänzt und bislang in dieser Form einmalig ist.
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