Mode und Modedesigner in Istanbul
Wenn von Mode und Textilien aus der Türkei die Rede ist, kommen vielen nach wie vor im ersten Moment zwei Gedanken in den Sinn. Der erste Gedanke sind Klamotten aus der Massen-Billig-Produktion, die teils für namhafte Textilunternehmen hergestellt und teils als mehr oder weniger offensichtliche Kopien für kleines Geld auf Basaren feilgeboten wurden.
Der zweite Gedanke gilt Kopftüchern, Schleiern, langen Mänteln und anderen weiten Kleidungsstücken, die nicht unbedingt von Modebewusststein zeugen, sondern in erster Linie verhüllen. Beides ist nicht ganz falsch, aber eben auch keineswegs richtig.
Die türkische Textilindustrie blickt auf eine schon sehr lange Geschichte zurück. Ihre Schwerpunkte lagen jedoch in der Fabrikation und Veredelung von Stoffen und in der Produktion von Kleidungsstücken. In Sachen Ideenumsetzung und Design spielte die Türkei in der Modebranche praktisch keine Rolle.
Doch die türkische Textilindustrie ist im Umbruch und die türkische Bekleidungsindustrie durchlebt einen Selbstfindungsprozess. Junge Designer werden gefördert und eigene Modelabels auf dem Markt etabliert.
Das Ziel ist dabei ganz klar:
Istanbul soll in naher Zukunft ebenso eine Modemetropole sein wie New York, London, Paris oder Mailand. Und während in Europa scheinbar endlose Debatten über Kopftücher und den Kleidungsstil türkischer Frauen geführt werden, lassen sich die Istanbulerinnen in Sachen Outfit längst von den Kreationen inspirieren, die auf der alljährlichen Istanbuler Modewoche präsentiert werden.
Mode und Modedesigner in Istanbul
Die Istanbuler Modemacher sind vor allem in den chicen und angesagten Künstlervierteln wie Teşvikiye oder Nişantaşi zu Hause. Die Ateliers verstecken sich hinter den hohen Fassaden der Häuser, die in ein Sammelsurium aus edlen Boutiquen, hippen Läden, noblen Cafés, lässigen Bars und angesagten Clubs eingebettet sind.
Eine wahre Fundgrube für Ideen und Anregungen liegt somit direkt vor dem Fenster. Die Istanbuler Mode lässt sich jedoch kaum auf einen Nenner bringen. Vielmehr sind es gerade die Vielseitigkeit, die Individualität, der eigene Stil und die typische, unverkennbare Handschrift eines jeden Designers, die sie ausmachen.
Eine feste Größe in der Istanbuler Modeszene ist beispielsweise Dilek Hanif. Ihre Entwürfe sind von antiken Roben und den Gewändern des Osmanischen Reichs inspiriert. Ein gewisser Hang zur Opulenz mit unzähligen kleinen Details, das Ganze aber modern umgesetzt, kennzeichnet ihren Stil.
Selim Baklacı wiederum geht einen ganz anderen Weg. Er greift den westlichen Minimalismus auf und überzeugt durch grafische Schnitte, skulpturenartige Silhouetten und futuristische Designs. Seine gewagten Kreationen brachten ihm 2007 den Sieg in der türkischen Castingshow für Modedesigner „Project Runway“ ein, seitdem ist er in der Türkei ein gefeierter Star am Modehimmel.
Deutlich eleganter und glamouröser geht es bei Özlem Süer zu. Die Kleider der Designerin sind sehr feminin, prachtvoll, edel und zugleich modern. Dieser Luxus macht sich dann zwar auch im Preis bemerkbar. Die Istanbulerinnen legen aber großen Wert auf hochwertige Mode und ein gepflegtes Aussehen und lassen sich deshalb ein tolles Outfit auch durchaus etwas kosten.
Ebenfalls betont feminin sind die Kleider von Simay Buelbuelam. Auffällig bei ihren Kreationen ist eine gewisse Freizügigkeit, die den weiblichen Körper in Szene setzt, indem die Schultern, die Beine oder der Bauch unbedeckt bleiben.
Das Modelabel Bashqua, hinter dem die Schwestern Ezra und Tuba Cetin stehen, richtet sich vor allem an ein junges Publikum, während überraschende Schnitte und experimentelle Details den Stil von Nejla Güvenc prägen. Die Kreationen der Designerin Arzu Kaprol faszinieren vor allem durch ein schlicht-schönes Design und begeisterten sogar schon das Publikum der New Yorker Fashion Week.
International bekannte Modemacher aus Istanbul
Aber natürlich hat die Istanbuler Modeszene nicht nur Nachwuchstalente oder Designer, die eher noch am Beginn ihrer Karriere stehen, zu bieten. Da wäre beispielsweise Cemil Ipekci, der in Fachkreisen als der Karl Lagerfeld der Türkei bezeichnet wird. Der Designer, der einer osmanischen Seidenhändlerfamilie entstammt, präsentiert Haut Couture mit anatolischen und türkischen Motiven, überwiegend im Bereich von modernen Abendkleidern.
Ein anderes Beispiel ist Ümit Ünal, der für seine Kreationen mehrere Preise erhielt und derzeit für das Modelabel Abbate tätig ist. Andere Istanbuler Designer führte der Weg ins Ausland. Atil Kutoglu etwa lebt und arbeitet in Wien und ist mittlerweile auf den Laufstegen in aller Welt zu Hause. Die Kombination von orientalischen Elementen mit westlichem Modeverständnis brachte ihm nicht nur zahlreiche Preise ein, sondern auch einen Kundenkreis, zu dem neben dem österreichischen Adel unter anderem Naomi Campell und Catherine Zeta-Jones gehören.
Hussein Chalayan, ebenfalls ein mit Preisen dekorierter und international gefeierter Modemacher, ist in London zu Hause. Als Chefdesigner entwirft er Mode für Puma, daneben setzt er unter eigenem Namen seine eigenen Ideen um. Diese Mode ist nicht nur Mode, sondern immer auch ein Stück weit Kunst. Prominente Trägerinnen seiner Kreationen sind beispielsweise die Popdiva Björk und Lady Gaga.
In Paris haben die beiden Schwestern Ece und Ayce Ege, die Köpfe des Modelabels Dice Kayek, ihr zu Hause gefunden.
Ihre Mode ist von der Türkei inspiriert und greift kulturelle Besonderheiten der Osmanen auf. Gerade die Distanz, aus der die beiden Schwestern auf ihre Heimat und ihre kulturellen Wurzeln blicken können, ist nach Aussage der Designerinnen der Schlüssel für ihre Kreativität.
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