Sitten und Gebräuche in der Türkei

Sitten und Gebräuche in der Türkei

Die Türkei blickt auf eine sehr lange und bewegte Geschichte zurück. Allein schon durch die geographische Lage haben verschiedenste Kulturen ihre Spuren hinterlassen, angefangen bei Einflüssen aus Asien über den Nahen Osten bis hin zum Mittelmeerraum.

Sitten und Gebräuche in der Türkei

Heute ist die Türkei mit Istanbul als kulturelles Zentrum des Landes von einem Wechselspiel aus traditionellen Sitten, religiösen Bräuchen und modernen Gepflogenheiten nach westlichem Vorbild geprägt.

So ist der Islam zwar allgegenwärtig, aber während fünfmal am Tag der Ruf des Muezzin zum Gebet durch die Straßen schallt, klingen gleichzeitig unzählige Handys.

Die folgende Übersicht stellt die wichtigsten Sitten und Gebräuche in der Türkei vor:

Die türkische Gastfreundschaft

In der Türkei wird Gastfreundschaft sehr großgeschrieben. Selbst wenn die finanziellen Mittel begrenzt sind, wird der Gastgeber seine Möglichkeiten ausschöpfen, um seinem Gast („konuk“) einen herzlichen Empfang zu bereiten und ihn mit einem Festmahl zu verwöhnen.

Die Begrüßung erfolgt normalerweise per Handschlag, unter Freunden sind auch Küsschen auf die rechte und linke Wange üblich. Ein Mann und eine Frau nicken sich zur Begrüßung freundlich zu. Reicht die Frau dem Mann die Hand, nimmt er diese aber selbstverständlich an.

Eine Wohnung wird nicht mit Schuhen betreten, sondern die Schuhe werden ausgezogen und bleiben vor der Tür. Wer als ausländischer Gast seine Schuhe auszieht, obwohl der Gastgeber nicht dazu aufgefordert hat, zollt Respekt und kann viele Sympathiepunkte sammeln.

Jemanden zu besuchen und nicht wenigstens auf eine Tasse Kaffee oder Tee („Çay“) zu bleiben, gilt als unhöflich.

Ebenso ist es in der Türkei nicht üblich, dass ein Gast dem Gastgeber dabei hilft, beispielsweise den Tisch zu decken oder abzuräumen. Bevor gegessen wird, müssen das Gesicht und die Hände gewaschen werden. Das Gastmahl fällt üppig aus und dauert oft mehrere Stunden.

Vornehme Zurückhaltung beim Essen ist nicht angesagt, denn dies könnte der Gastgeber als Zeichen dafür verstehen, dass es seinem Gast nicht schmeckt.

Zu einem guten Essen gehört traditionell der türkische Anisschnaps Rakı. Er wird auch Löwenmilch genannt, was daran liegt, dass er sich vermischt mit Wasser milchigweiß verfärbt.

Wer bei seinem türkischen Gastgeber übernachtet hat, wird häufig mit einem kleinen Geschenk und der Einladung, bald wiederzukommen, verabschiedet.

Ist die Frau alleine zu Hause, empfängt sie in aller Regel keine Gäste, die sie nicht kennt. In der Türkei haben Freundschaften zwischen Männern oder Frauen grundsätzlich einen höheren Stellenwert als Freundschaften zwischen den Geschlechtern. Bekannte nennen sich meist nur beim Vornamen, wenn sie sich unterhalten.

Auch die Angehörigen einer Familie haben spezielle Namen. Dadurch kann mithilfe der Bezeichnung ausgedrückt werden, ob es sich beispielsweise um den älteren Bruder, die jüngere Schwester oder den Onkel väterlicherseits handelt.

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Kaffeehäuser und Backgammon

Um bei einer Tasse Kaffee über Neuigkeiten zu plaudern oder eine Runde Backgammon („tavla“) zu spielen, treffen sich türkische Männer üblicherweise in einem Kaffeehaus („kahve“). Kaffeehäuser gibt es überall in der Türkei und selbst ein noch so kleines Dorf hat mindestens ein Kaffeehaus.

Es gibt allerdings einige Themen, über die des Stolzes wegen außerhalb der Familie nicht gesprochen wird.

Zu diesen Themen gehören beispielsweise Familienstreitigkeiten, Sorgen in der Ehe oder finanzielle Probleme. Unter flüchtigen Bekannten können aber auch politische Themen heikel sein.

Das türkische Hamam

Das Hamam ist ein fester Bestandteil der islamischen Badekultur und sowohl Männer als auch Frauen besuchen das türkische Bad. Meist gibt es getrennte Badehäuser, ansonsten sind die Besuchszeiten entsprechend geregelt. Im Hamam befindet sich an zentraler Stelle ein Sockel aus Stein oder Marmor („göbektaşi“).

Hier ruht sich der Badegast aus, während gleichzeitig die Wärme seinen Körper zum Schwitzen bringt.

Der Gast besucht das Hamam unbekleidet, lediglich ein Handtuch („peştemal“) bedeckt seinen Schambereich. Danach folgt eine rituelle Waschung und Massage, für die bei Männern ein „telak“ und bei Frauen eine „natır“ zuständig sind.

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Das Einkaufen in der Türkei

Die Türkei ist ein riesengroßer Basar und von traditionell handwerklichen Arbeiten über alltägliche Gebrauchsgegenstände bis hin zu modernsten Konsumgütern gibt es praktisch nichts, was es nicht gibt.

Dabei gehört das Feilschen unbedingt zur türkischen Kultur dazu. Aber auch wenn gerne und viel gehandelt wird, ist ein höflicher und respektvoller Umgang sehr wichtig.

Als grobe Orientierungshilfe gilt, dass der Käufer versuchen sollte, einen Preis auszuhandeln, der etwa 30 Prozent unter dem ursprünglichen Angebot liegt. Eine sehr große Bedeutung hat übrigens das erste Geschäft eines Tages („siftah“).

Oft macht der Händler dabei seinem Kunden einen besonders guten Preis und es nicht unüblich, dass der Händler darum bittet, das Geld auf den Boden zu werfen.

Weitere Sitten, Traditionen und Gebräuche in der Türkei

Eines der wichtigsten Ereignisse im Leben eines Mannes ist die traditionelle Beschneidung („Sünnet“). Dieses religiöse Ritual symbolisiert, dass aus dem Kleinkind ein Junge geworden ist.

Vor allem in Städten wie Istanbul ist der Einfluss des Islam auf den Alltag und das Geschäftsleben spürbar, allerdings nicht extrem ausgeprägt.

So ruft der Muezzin zwar fünfmal am Tag zum Gebet, aber nur vergleichsweise wenige Gläubige folgen diesem Ruf etwa während der Arbeitszeiten auch tatsächlich. Anders als in strengreligiösen Ländern sind in der Türkei islamische Vorschriften wie beispielsweise das Zinsverbot im Geschäftsleben ebenfalls nicht üblich.

Lediglich während des Ramadan, wenn viele Gläubige fasten, nicht rauchen und keinen Alkohol trinken, wirkt sich die Religion auf den Alltag aus. Aus Respekt und Höflichkeit sollten Ausländer dann auch darauf verzichten, während des Fastenmonats in der Öffentlichkeit zu schlemmen.

Weit verbreitet in der Türkei sind abergläubische Sitten und Gebräuche. So besitzt praktisch jeder das sogenannte dritte Auge (nazar boncuğu), das ihn beschützen und Böses fernhalten soll.

Aber auch Regeln, etwa dass das nächtliche Geheul von Hunden einen Todesfall ankündigt, beeinflussen das Geschehen. In ihrer Freizeit widmen sich Türken neben dem Spielen von Backgammon gerne dem Nationalsport „Yağlı Güreş“.

Hierbei handelt es sich um einen Ringkampf, bei dem die Kämpfer mit Olivenöl eingerieben sind, um es ihren Gegnern schwerer zu machen.

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Moscheen: Kleidung, Respekt, Fotos

Beim Moscheebesuch gelten einfache Regeln: Schultern und Knie bedecken, Schuhe am Eingang ausziehen, leise sprechen. Frauen legen in vielen Moscheen ein Tuch über die Haare; vor Ort liegen meist Leih-Tücher bereit.

Während des Gebets wird nicht umhergelaufen. Fotografieren ist nur außerhalb der Gebetszeiten und nie von betenden Personen aus nächster Nähe höflich.

Tischsitten & Esskultur

Türkische Esskultur ist gemeinschaftlich: Viele kleine Teller („Meze“) teilen, Brot nicht wegwerfen oder mit dem Messer stechen – Brot gilt als wertschätzungswürdig. Ein „Kahvaltı“ (ausgedehntes Frühstück) mit Oliven, Käse, Tomaten, Gurken, Eiern und Honig gilt als Highlight.

Alkohol ist in Städten verbreitet, aber in konservativen Gegenden zurückhaltend konsumieren – und nie aufdrängen. Wer satt ist, lässt den Löffel quer über den Teller oder sagt freundlich „Teşekkürler, çok doydu(m).“

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Trinkgeld & Bezahlen

Trinkgeld („bahşiş“) ist üblich:

  • Restaurant/Café: ca. 5–10 % bei Tischservice.
  • Taxi: aufrunden, kleines Extra bei Hilfe mit Gepäck.
  • Hotel: Housekeeping 20–50 ₺ pro Aufenthalt; Kofferträger 20–50 ₺ pro Gepäckstück.

Barzahlung ist weit verbreitet, Kartenzahlung in Städten Standard. Eine kleine Bargeldreserve ist praktisch – besonders für Dolmuş, Basar oder WC.

Dolmuş, Taxi & öffentlicher Verkehr

Im Dolmuş (Sammeltaxi) wird das Fahrgeld gleich nach dem Einsteigen nach vorne gereicht; Wechselgeld kommt im „Stille-Post-Prinzip“ zurück. Älteren Menschen, Schwangeren und Eltern mit Kind macht man selbstverständlich Platz.

In Istanbul lohnt sich die „Istanbulkart“ für Bus, Metro, Tram und Fähren.

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Feiern, Rituale & die richtigen Worte

Hochzeiten („düğün“) sind groß, laut, fröhlich. Vorab findet oft die „Kına gecesi“ (Henna-Abend) statt. Geldgeschenke in kleinen Umschlägen oder Goldanhänger/Armbänder („takı“) sind üblich.

Zu den beiden großen Festen passt:

  • Ramazan Bayramı (Şeker Bayramı, Fest nach dem Fasten): „Bayramınız kutlu olsun!“
  • Kurban Bayramı (Opferfest): herzliche Familienbesuche, Süßes nicht vergessen.

Tipp: Am ersten Festtag sind Ämter und viele Läden geschlossen.

Ramadan: Verhalten im Alltag

Im Fastenmonat fasten viele Muslime von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang. In touristischen Zentren ist tagsüber Essen okay; in konservativen Vierteln wirkt diskretes Verhalten wertschätzend. Abends zum Fastenbrechen (İftar) sind Restaurants schnell voll – Reservierung hilft.

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Business-Kultur: „Warm, verbindlich, zielorientiert“

Erstes Treffen: Handschlag, Blickkontakt, gerne eine Tasse Tee. Titel und Nachnamen wirken respektvoll; mit wachsender Vertrautheit sind Vornamen normal. Pünktlichkeit wird geschätzt, der Start aber oft informell.

Smalltalk über Familie, Herkunft oder Essen öffnet Türen; heikle Politik meiden. Visitenkarten sind verbreitet; die Karte kurz ansehen, nicht sofort wegstecken.

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Sprache & Anrede im Alltag

Höfliche Anreden schaffen Nähe:

  • „abi/abla“ (älterer Bruder/Schwester, respektvoll für Ältere)
  • „amca/teyze“ (Onkel/Tante, herzlich für deutlich Ältere)

Kleine Formeln helfen sofort: „Merhaba“ (Hallo), „Lütfen“ (bitte), „Teşekkür ederim“ (danke), „Afedersiniz“ (Entschuldigung), „Hesap, lütfen“ (die Rechnung, bitte).

Kleidung & Auftreten je nach Region

Großstädte sind modisch und liberal, ländliche Regionen traditioneller. Schultern und Knie zu bedecken, wirkt außerhalb von Strand und Club oft angemessen.

Öffentliche Zuneigungsbekundungen besser dezent halten – „weniger ist mehr“ gilt vor allem abseits touristischer Zonen.

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Gesten & sensible Symbole

Ein paar Gesten wirken anders als erwartet. Das weithin bekannte „OK-Zeichen“ kann in der Türkei je nach Kontext als unhöflich gelten – besser vermeiden. Mit dem Finger zeigen oder laut rufen ist nicht stilvoll; ein kurzes „Pardon?“ plus Blickkontakt genügt.

Nationalflagge und Atatürk-Porträts genießen hohen Respekt – Scherze verbieten sich.

Fotografieren & Behörden

Menschen erst fragen, bevor man sie fotografiert – besonders Ältere oder Betende. Militärgelände, Polizei, Sicherheitsabfertigungen und manche Brücken sind tabu. In Museen/Hammams gelten eigene Regeln; Schilder beachten.

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Geschenke & Besuche

Kleine Mitbringsel (Süßigkeiten, Kaffee, Nüsse, Mitbringsel aus der Heimat) kommen gut an. Blumen werden eher neutral überreicht; Alkohol nur, wenn man sicher ist, dass der Gastgeber ihn schätzt.

Beim Abschied kündigt man gerne den Gegenbesuch an – Gastfreundschaft ist keine Einbahnstraße.

Sicherheit im Basar-Alltag

Feilschen bleibt Teil des Spiels – humorvoll, respektvoll, nicht aggressiv. Qualität prüfen, bei „Marken-Schnäppchen“ skeptisch bleiben. Wer nicht kaufen möchte, sagt freundlich „Teşekkürler, düşün(e)ceğim“ (Danke, ich denke darüber nach) und geht weiter.

Mini-Glossar (Alltagstauglich)

  • Çay – Tee, soziales Schmiermittel
  • Türk kahvesi – Türkischer Mokka, oft zum Gespräch serviert
  • Dolmuş – Sammeltaxi mit fester Route
  • Kahvaltı – Frühstück, oft üppig
  • Kına gecesi – Henna-Abend vor der Hochzeit
  • Bayram – Festtage (Şeker/Kurban)

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Emine Gülcan - offizielle Immobilienmaklerin in Istanbul und Marmaris, Ali Tiyekli Immobilienmakler, Malek Sahouri - Reiseblogger, Mehmet Keskin -Rechtsberater und Christian Gülcan - Gründer EG Istanbul Service, (Vermittler in D-A-CH, Unternehmer und Redakteur dieser Webseite, schreiben hier Wissenswertes zu den Immobilienerwerb in Istanbul bzw. in der Türkei, geben viele wertvolle Immobilien-Tipps und Reiseinformationen für die Region.

Ein Gedanke zu „Sitten und Gebräuche in der Türkei“

  1. Die Basare in der Türkei sind wirklich eine Nummer für sich! Von den obigen Punkten zu 100% mein Favorite. 🙂

    Kim

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