Emotionale Eindrücke aus Istanbul
Reiseführer und Ratgeber erzählen über die Metropole am Bosporus, berichten über die Sehenswürdigkeiten und geben Tipps für einen gelungenen Aufenthalt. Dieser Beitrag stellt die Stadt einmal auf eine etwas andere Art vor.
Wann immer über Istanbul gesprochen wird, wird erwähnt, wie einzigartig die Stadt ist. Natürlich hat jedes Land, jede Region und jede Stadt Besonderheiten. Und jeder Ort auf der Welt hat sein Flair und einen gewissen Charme. Letztlich ist jedes Land und jede Stadt auf eine besondere Art einzigartig.
Doch in Istanbul ist etwas anders. Istanbul kann einen Besucher verzaubern, in seinen Bann ziehen und nicht mehr loslassen. Wer einmal in Istanbul war, ist der Bosporusmetropole erlegen und wird sich vornehmen, wiederzukommen. Auch wenn er vielleicht gar nicht richtig erklären kann, was ihn so sehr begeistert und fasziniert.
Eine mögliche Erklärung könnten die Gefühle sein, die Istanbul hervorruft. Von Angst über Ehrfurcht bis hin zu Verwunderung und Freude ist alles vertreten und oft geht ein Gefühl direkt ins nächste über. Istanbul hat die Kraft, ein echtes Wechselbad der Gefühle auszulösen. Grund genug, einmal einen Reiseführer der etwas anderen Art zu wagen. Nämlich aus einem Blickwinkel, der die emotionalen Eindrücke aus Istanbul festhält.
Inhalt
Istanbul und die Angst
Istanbul sorgt so manches Mal für ein mulmiges Gefühl in der Magengegend. Etwa wenn es gilt, schnell in den kleinen Bus hineinzuspringen, der nur für einen kurzen Moment am Straßenrand hält, um sich dann gleich wieder in den dichten Verkehr einzufädeln. Oder wenn mitten während der Fahrt die Tür geöffnet wird, weil ein Passagier ein- oder aussteigen will. Ein mulmiges Gefühl kommt auf, wenn der Gast an Soldaten vorbeigeht, die mit dem Gewehr im Anschlag hinter einem Stacheldraht aufgereiht sind und die vorbeiströmenden Passanten genau im Blick haben.
Und auch Nachrichten über Anschläge mit Toten, Verletzen, Tränengas und tausenden Polizisten im Einsatz oder Meldungen über Unruhen und aufgebrachte Demonstranten lösen ein mulmiges Gefühl aus. Vor allem wenn der Besucher inmitten einer großen Menschenansammlung steht und eigentlich doch nur die tolle Stadt und die beeindruckenden Sehenswürdigkeiten genießen will.
Doch das mulmige Gefühl weicht schon bald der Erleichterung. Erleichterung, weil der Minibus an der richtigen Stelle gehalten hat und der Gast unbeschadet herausgehüpft ist und jetzt mit einem fröhlichen Lächeln im Gesicht vor seinem Ziel steht. Erleichterung, weil der Gast weiß, dass die Soldaten überhaupt nichts von ihm wollen und irgendwie auch ein Gefühl von Sicherheit vermitteln. Und Erleichterung, weil der Gast sehr schnell spürt, dass er angstfrei und bedenkenlos durch Istanbul streifen kann, um kleine Gassen, romantische Plätze und versteckte Sehenswürdigkeiten zu entdecken.
Istanbul und die Ehrfrucht
Istanbul lässt den Gast ehrfürchtig staunen. Etwa wenn er auf einer Fähre steht und seinen Blick über das nicht enden wollende Häusermeer schweifen lässt, das sich steil und hoch aus dem Wasser zu erheben scheint. Oder wenn er die Kulisse auf sich wirken lässt, die ihm der Bosporus, das goldene Horn und das Marmarameer bieten. Ehrfürchtig wird der Gast, wenn er sich vor Augen hält, dass er Europa zur einen und Asien zur anderen Hand hat und einfach so zwischen den beiden Kontinenten hin- und herwechseln kann.
Besonders emotionale Momente kann der Gast aber auch dann erleben, wenn er sich auf die Religion einlässt. So kann er sich eine der unzähligen Moscheen aussuchen und die besondere Atmosphäre während der Gebetszeit erleben. Er kann beobachten, wie sich die Menschen in Vorbereitung auf das Gebet an den Becken waschen, um dann in das Gotteshaus zu strömen. Den Menschen folgen kann er zwar nicht, doch er kann sich draußen ins Foyer setzen. Wenn dann plötzlich Gebetsrufe und Gesänge durch die Lautsprecher schallen, ist Gänsehaut garantiert.
Haben die Gläubigen ihr Gebet beendet und die Moschee verlassen, kann er seine Schuhe im Regal verstauen, sich das beeindruckende Innere des Gotteshauses anschauen und die eben gesammelten Eindrücke noch einmal nachwirken lassen. Und dabei sind es oft gerade die kleineren Moscheen in den unscheinbaren Seitenstraßen, die für unvergessliche Momente sorgen.
Istanbul und die Verwunderung
Istanbul versetzt den Besucher ins Staunen. Ins Staunen darüber, wie eine Stadt mit permanentem Verkehrschaos, Müll auf den Straßen, Smog und einem ständigen Gewusel aus unzähligen Menschen so viel Schönheit und Anmut ausstrahlen kann. Ins Staunen darüber, wie gelassen die Menschen sind und wie entspannt sie ihren Tee trinken, sich einen Imbiss gönnen oder eine Partie Backgammon spielen, während vor ihrer Nase das hektische Leben tobt und ständig irgendwo mindestens zehn Handys klingeln und mindestens genauso viele Autohupen ertönen.
Der Gast wird erstaunt sein, wie selbstverständlich und harmonisch sich architektonische Meisterleistungen aus längst vergangenen Tagen, alte, baufällige Häuser und topmoderne Glasbauten nebeneinanderreihen. Der Gast wird beeindruckt sein von den fantastischen Aussichten, die sich ihm eröffnen, wenn er auf einem Hügel, der alten Stadtmauer oder einer Dachterrasse steht.
Istanbul und die Freude
Am häufigsten wird der Gast aber Freude und Dankbarkeit spüren. Er wird sich freuen, wenn er die engen und steilen Treppen hinter sich gebracht und doch noch in das kleine Gässchen abgebogen ist, von dem er einen noch schöneren Blick auf den Bosporus hat. Er wird froh sein, dass er sich dem nächtlichen Treiben in Beyoglu angeschlossen hat, zusammen mit all den anderen Menschen durch die Straßen gezogen ist und sich bei guter Musik einen schönen Drink gegönnt hat.
Herrliche Erinnerungen wird der Gast aber auch an die kulinarischen Highlights mit nach Hause nehmen, etwa wenn er die Leckereien an den Essenständen probiert, in einem der kleinen, eleganten Restaurants im Hafen von Besiktas oder in der Passage nahe der Istikal Cadessi gegessen oder sich durch die süßen Köstlichkeiten in den Cafés gefuttert hat. Und natürlich wird er sich über die tollen Andenken freuen, die er bei seinen Streifzügen durch die Geschäfte und über die Märkte ergattert hat.
Aber der Gast wird auch eine gewisse Dankbarkeit spüren. Eine Dankbarkeit dafür, wie gastfreundlich und weltoffen ihn die Istanbuler empfangen haben. Eine Dankbarkeit dafür, dass er zumindest für eine kurze Zeit in den herrlichen Mix aus Tradition und Moderne eintauchen, die beeindruckende Kultur erleben und ein bisschen vom Märchen aus 1001 Nacht erleben konnte. Und vielleicht wird sich auch ein wenig Wehmut beimischen, weil er das wahrlich einzigartige Istanbul nun schon wieder verlassen muss.
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Thema: Emotionale Eindrücke aus Istanbul
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Über uns
Die Angst und anschließende Erleichterung habt ihr verdammt gut beschrieben… Unser letzter Türkei-Urlaub liegt nun schon einige Jahre her und es sollte sich mittlerweile einigermaßen entspannt haben – aber „schlimm“ war es auch damals schon nicht 😉
Beispielsweise hat uns der Topkapi Palast echt beeindruckt und wir können ihn jedem nur wärmstens empfehlen!