Infos und Tipps zu Benimmregeln in Istanbul

Infos und Tipps zu „Benimmregeln“ in Istanbul

Allein schon aufgrund der geographischen Lage und der langen, außergewöhnlichen Geschichte ist Istanbul einzigartig. Die türkische Millionen-Metropole am Bosporus ist aber auch ein beeindruckender Schmelztiegel aus Traditionen, Kulturen und Gepflogenheiten der modernen Welt.

Infos und Tipps zu „Benimmregeln“ in Istanbul

So reihen sich moderne Glaskomplexe neben altehrwürdige Sultanspaläste, futuristische Bürotürme neben historische Holzhäuser und bunte Basare neben riesige Shoppingcenter.

Fliegende Händler, türkische Barbiere und kleine Lädchen mit Teppichen, Glas- oder Lederwaren sind in den Straßen genauso vertreten wie Geschäfte aller namhaften Weltmarken.

Fünfmal am Tag schallt der Gebetsruf des Muezzins von den Minaretten der zahlreichen Moscheen, während gleichzeitig unzählige Handys klingen. Der einstige Agrarstaat Türkei hat sich zu einer Industrienation entwickelt und mit Istanbul sein Wirtschafts-, Finanz- und Kulturzentrum gefunden.

Mit einem Durchschnittsalter von unter 30 Jahren ist die Bevölkerung jünger als in den meisten europäischen Ländern.

Sie ist modern und Neuem gegenüber aufgeschlossen, ohne dabei ihre Wurzeln zu verleugnen. Diese spannende Mischung aus Tradition und Moderne prägt das Stadtbild Istanbuls ebenso wie das Alltags- und das Geschäftsleben.

Aus den eigenen Wurzeln zusammen mit den europäischen, asiatischen und orientalischen Einflüssen sind Gepflogenheiten entstanden, die teils schlichtweg liebenswert und charmant sind, teils aber im ersten Moment auch ein wenig verwirren können.

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Um Missverständnissen vorzubeugen und Fettnäpfchen zu vermeiden, hier ein paar Infos und Tipps zu den wichtigsten Benimmregeln im Umgang mit Freunden und Geschäftspartnern in Istanbul:

Das äußere Erscheinungsbild

Insgesamt, aber insbesondere in der Geschäftswelt spielt das äußere Erscheinungsbild eine größere Rolle als hierzulande. Dem Image und dem Prestige wird mehr Bedeutung beigemessen. Der Kleidungsstil ist edel und es werden gerne dunkle Farben getragen.

Auf eine modisch-elegante Note wird ebenso viel Wert gelegt wie auf eine gute Qualität. Bei Männern gehört eine ordentliche Rasur unbedingt dazu, lässige Dreitagebärte sind in Istanbul eher ungern gesehen.

Frauen sollten auf sehr kurze Röcke, tiefe Ausschnitte und ein auffälliges Make-up besser verzichten.

Gastgeschenke

Wer einer Einladung folgt, kommt in aller Regel nicht mit leeren Händen. Üblicherweise bringt der Gast Blumen, etwas Süßes aus der Bäckerei oder Glaswaren mit. Sehr gern gesehen sind aber auch prestigeträchtige Mitbringsel wie beispielsweise ein edler Kugelschreiber oder eine gute Zigarre.

Einen Wein oder einen Likör sollte der Gast nur dann mitbringen, wenn er weiß, dass der Gastgeber Alkohol trinkt. Sind mehrere Gäste eingeladen, werden die Geschenke weggelegt, ohne sie zu öffnen.

Dies ist dann aber kein Zeichen von Unhöflichkeit, sondern ganz im Gegenteil ein Zeichen dafür, dass der Gastgeber seine Aufmerksamkeit voll und ganz den Gästen widmen möchte.

Werden gerade Verhandlungen geführt, sollte der Gast auf Geschenke allerdings besser verzichten, denn dies könnte sein Gegenüber als Bestechungsversuch fehldeuten.

Grundregeln bei einem Gespräch

Bei einem Gespräch wird viel Wert auf Höflichkeit und gute Manieren gelegt. Die Gesprächspartner fallen sich gegenseitig nicht ins Wort, sondern lassen den anderen ausreden.

Auch schwierige Inhalte werden in freundliche Formulierungen gepackt, denn deutliche Worte könnte der Gesprächspartner als Kritik auffassen und persönlich nehmen.

Wichtig ist außerdem, zwischen Männern und Frauen zu unterscheiden. Ist der Gesprächspartner eine Frau, sollte immer eine höfliche Distanz gewahrt bleiben.

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Geschäfte machen

In Istanbul gilt für Geschäftsbeziehungen ein recht simples Credo: Geschäfte werden nicht zwischen Unternehmen, sondern zwischen Menschen gemacht. Dabei werden die Gespräche meist nicht im Büro, sondern bei einem guten Essen geführt, teilweise aber im Beisein vom Anwalt.

Tee ist bei Verhandlungen obligatorisch und am Ende werden die Vereinbarungen mit einem Handschlag besiegelt.

Aber auch wenn es um Geschäfte geht und eventuell sogar Zeitdruck herrscht, wird nichts mal eben auf die Schnelle und zwischen Tür und Angel beschlossen. In Istanbul nimmt sich der Geschäftsmann Zeit für sein Geschäft und für seinen Geschäftspartner. So gehört ein wenig Smalltalk ebenso dazu wie das eine oder andere Späßchen.

Überhaupt ist der direkte und persönliche Kontakt, das A und O. Angelegenheiten per Telefon oder E-Mail zu erledigen, ist nicht üblich.

Wer sich in der Istanbuler Geschäftswelt erfolgreich behaupten möchte, muss am Ball bleiben und seine Beziehungen pflegen. Hierzu gehören unter anderem regelmäßige Treffen zum Essen und zu anderen Unternehmungen.

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Das gemeinsame Essen

Das Essen in Istanbul dient nicht nur der Nahrungsaufnahme und ist nicht einfach nur eine Methode, um den Hunger zu stillen. Gemeinsame Mahlzeiten sind vielmehr eine Gelegenheit für ein geselliges Zusammensitzen und ein gemütliches Plaudern. In Restaurants werden Rechnungen nicht getrennt bezahlt.

Unter Freunden und Bekannten zahlt der Älteste am Tisch, unter Kollegen der Ranghöchste und bei Geschäftspartnern derjenige, der die Einladung ausgesprochen hat. Sitzt ein Mann mit am Tisch, zahlt grundsätzlich er.

Ein Essen im Restaurant folgt einem bestimmten Ritual. So werden zuerst die Getränke serviert, dann folgen kalte Vorspeisen, die in die Mitte des Tisches gestellt werden.

Als Nächstes sind warme Zwischengerichte an der Reihe, dann kommt das Hauptgericht. Den letzten Gang bildet das Dessert, den Abschluss ein Mokka.

Dabei ist es nicht unüblich, während des Essens am Tisch zu rauchen. Das Handy wird ebenfalls nicht ausgeschaltet und wenn es klingelt, wird der Anruf auch entgegengenommen.

Die Arbeitszeiten

Gesetzlich ist eine Wochenarbeitszeit von 45 Stunden vorgesehen, an maximal 90 Tagen pro Jahr sind drei Überstunden täglich erlaubt. Die meisten Istanbuler arbeiten jedoch unter der Woche von 9 bis 19 Uhr und sofern in dem Unternehmen auch an Samstagen gearbeitet wird, Samstags von 9 bis 15 Uhr.

Sich zu verspäten ist nicht ganz so schlimm, denn allein schon wegen des Verkehrs und den Dauerstaus in Istanbul ist es manchmal schlichtweg unmöglich, Termine einzuhalten. Früher Feierabend zu machen, während andere noch arbeiten, hingegen ist fast schon ein No-Go.

Generell herrschen in Schulen, Ausbildungsstätten und Unternehmen meist klare Hierarchien. Flache Strukturen, die vom Delegieren von Verantwortung oder Teamwork geprägt sind, sind in Istanbul eher selten anzutreffen.

Viele Arbeitgeber erwarten übrigens eine ständige Erreichbarkeit. Da das Handy aber ohnehin ein treuer Begleiter ist, ist dies meist ganz automatisch gegeben.

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Der Lebensstandard

Die Istanbuler Gesellschaft umfasst im Wesentlichen drei Schichten. So gibt es zum einen die untere Gesellschaftsschicht, die oft in ärmlichen Verhältnissen lebt. Vielfach handelt es sich dabei um Familien, die als ungelernte Arbeitskräfte vom Land in die Stadt gezogen sind, in der Hoffnung, hier einen Job zu finden.

Zum anderen gibt es eine breite Mittelschicht, die üblicherweise über eine gute bis sehr gute Bildung verfügt.

Die dritte Schicht bildet die Oberschicht mit Intellektuellen, Reichen und Superreichen.

Insgesamt liegen die Löhne und Gehälter deutlich unter dem Einkommensniveau in Deutschland, viele Arbeitnehmer beziehen lediglich den gesetzlichen Mindestlohn. Dafür sind in Istanbul aber Zusatzleistungen des Arbeitgebers häufiger anzutreffen als hierzulande.

Bei diesen Zusatzleistungen kann es sich beispielsweise um einen Fahrservice oder Mittagessen handeln. Das Preisniveau in der Stadt fällt recht unterschiedlich aus.

Insgesamt sind die Lebenshaltungskosten niedriger als in Deutschland, allerdings gibt es Stadtteile, in denen die Preise genauso so hoch oder sogar noch höher sind.

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Weitere Benimmregeln für Istanbul: kompakt, konkret, alltagstauglich

Begrüßung & Anrede

Ein freundliches „Merhaba“ (Hallo) und ein kurzer Händedruck passen fast immer. Fremde Männer warten bei Frauen ab, ob sie den Händedruck anbieten. Höfliche Anrede: „[Vorname] Bey“ (Herr) bzw. „[Vorname] Hanım“ (Frau).

Titel (z. B. „Doktor“, „Hocam“ für Lehrende) haben Gewicht. Leichte Verbeugung, ein Lächeln, klare Augenhöhe – das wirkt respektvoll.

Mini-Wortschatz:

  • „Teşekkür ederim“ – Danke.
  • „Lütfen“ – Bitte.
  • „Afedersiniz“ – Entschuldigung.
  • „Kolay gelsin“ – „Gutes Gelingen“ (mag man im Alltag sehr!).

Moschee-Knigge (Besuch & Fotografie)

Schultern und Knie bedecken; Frauen bedecken in Moscheen zusätzlich die Haare. Schuhe aus – meist gibt es Regale oder Beutel.

Nicht während des Gebets stören, Lautstärke niedrig halten, Handy lautlos. Fotografieren nur, wenn erlaubt und ohne Blitz; betende Menschen nicht frontal ablichten.

Ramadan in Istanbul: dezent & aufmerksam

Während des Fastenmonats tagsüber im konservativen Umfeld nicht demonstrativ in der Öffentlichkeit essen oder rauchen. Nach Sonnenuntergang (İftar) sind Einladungen häufig – kurz zweimal ablehnen ist höflich, die Gastgeber bestehen meist freundlich.

Pünktlichkeit zum İftar gilt als Wertschätzung.

Handeln auf Basaren – aber richtig

Im Großen Basar (Kapalıçarşı), auf Spice/Egyptian Bazaar & in kleinen Läden ist Handeln üblich. In Malls, Ketten und Supermärkten gelten Festpreise.

Praxis-Tipps:

  • Mit einem Lächeln einsteigen und nicht spötteln.
  • Gegenangebot mit Respekt (ca. 30–40 % unter Startpreis als Gesprächsbeginn, je nach Produkt).
  • Tee-Angebot = Gastfreundschaft, keine Kaufpflicht.
  • Bei Einigung: Barzahlung kann Spielraum bringen; Quittung geben lassen.

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Trinkgeld (Bakşiş) & Bezahlen

Karten sind verbreitet, Kleingeld bleibt hilfreich. Richtwerte (ohne Gewähr, als Orientierung):

  • Restaurant: ~5–10 % bei Zufriedenheit, bei Top-Service auch mehr.
  • Café/Bar: aufrunden, etwas Kleingeld zurücklassen.
  • Taxi: aufrunden (z. B. 92 → 100).
  • Hotel: Portier/Zimmerservice je nach Aufwand kleines Bakşiş.
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Zu Gast im Zuhause

Schuhe am Eingang ausziehen; oft gibt’s Hausschuhe. Süßes oder Blumen passen immer, auch edle Kleinigkeiten (Stift, feine Schokolade). Höfliches Probieren der angebotenen Speisen/Edeltees zeigt Wertschätzung. Tischgespräche bleiben positiv, heikle Themen sparsam.

Essen & Trinken: kleine Rituale

Gemeinsame Mahlzeiten sind sozial. Vorspeisen teilen (Meze), Hauptgänge individuell. Rakı (Anisspirituose) trinkt man langsam, mit Wasser und Meze – anstoßen mit Blickkontakt.

Alkohol ist in vielen, aber nicht allen Lokalen Thema; im Zweifel vorher fragen. Rauchen eher im Außenbereich; in Innenräumen gelten je nach Lokal striktere Regeln.

Öffentlicher Raum & Verkehr

  • Istanbulkart (ÖPNV-Karte) bereithalten; am Drehkreuz zügig durch.
  • In Metro/Tram Platz für Ältere/Schwangere anbieten.
  • Laut telefonieren in Bahn/Fähre lieber kurz halten; Kopfhörer nutzen.
  • Taxi: Zieladresse als Pin zeigen; bei Fahrtbeginn auf Taxameter achten.
  • Warteschlangen und Rolltreppenrechts-stehen respektieren (links gehen).

Smalltalk & sensible Themen

Unverfängliche Eisbrecher: Essen, Viertel, Fußball, Stadtteile (Kadıköy, Beşiktaş, Beyoğlu), Fähren & Aussichtspunkte. Familie – respektvoll. Politik/Religion nur, wenn Gegenüber es explizit öffnet. Humor: freundlich, nicht sarkastisch.

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Fotografieren & Social Media

Menschen vorher fragen (vor allem Händler, ältere Personen, Kinder). In behördlichen/militärischen Bereichen nicht fotografieren. In Moscheen nur, wenn ausgewiesen.

Influencer-Style-Shootings an belebten Spots (Sultanahmet, Galataport) dezent halten.

Gesten & Körpersprache

Mit der ganzen Hand zeigen, nicht mit dem Zeigefinger. Fußsohlen niemandem entgegenstrecken (sitzend aufpassen). Das „OK“-Zeichen wird regional unterschiedlich gelesen – lieber Daumen hoch.

Zu lautes Auftreten oder heftiges Gestikulieren kann brüsk wirken.

Business-Etikette: zwei Nuancen mehr

Persönliche Beziehung geht vor – Follow-ups lieber im persönlichen Kontakt oder via messaging mit Höflichkeitsformeln. Visitenkarten sind nützlich; Titel/Funktion klar.

Zeitverständnis: Puffer einplanen, Geduld zeigen – hartes „Deadline-Drücken“ wirkt schnell unsympathisch.

Mini-FAQ

Welche Benimmregeln gelten beim Moschee-Besuch in Istanbul?
Schultern/Knie bedecken, Schuhe aus, leise sein, nicht während des Gebets stören, nur erlaubte Bereiche fotografieren – ohne Blitz.

Ist Handeln überall üblich?
Nein. Auf Basaren & in kleinen Läden ja; in Malls/Ketten gelten Festpreise.

Wie viel Trinkgeld ist üblich?
Im Restaurant etwa 5–10 %, Taxi und Café aufrunden.

Darf man während des Ramadans öffentlich essen?
In Istanbul gemischt; aus Respekt in traditionellen Vierteln tagsüber dezent sein, abends İftar mitfeiern ist willkommen.

Wie spricht man Menschen höflich an?
Mit „Vorname + Bey/Hanım“; einfache Höflichkeitswörter wie „Merhaba“, „Teşekkür ederim“ wirken Wunder.

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Emine Gülcan - offizielle Immobilienmaklerin in Istanbul und Marmaris, Ali Tiyekli Immobilienmakler, Malek Sahouri - Reiseblogger, Mehmet Keskin -Rechtsberater und Christian Gülcan - Gründer EG Istanbul Service, (Vermittler in D-A-CH, Unternehmer und Redakteur dieser Webseite, schreiben hier Wissenswertes zu den Immobilienerwerb in Istanbul bzw. in der Türkei, geben viele wertvolle Immobilien-Tipps und Reiseinformationen für die Region.

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