Was hat es mit dem Urlaubstrend WWOOFing auf sich?
In der Türkei Schafe hüten, den Ziegenstall ausmisten, Obst und Gemüse ernten, Unkraut jäten: So stellen sich viele WWOOFer ihren Wunschurlaub vor. Doch was hat es mit dem Urlaubstrend WWOOFing auf sich? Woher kommt die Idee? Lohnt sich das Abenteuer auf einem Bauernhof? Und worauf sollten die Freizeit-Farmer vor und während des Aufenthalts achten?
Wir stellen den Urlaubstrend vor und beantworten die wichtigsten Fragen!:
Inhalt
Was ist WWOOFing?
Das Kürzel WWOOF steht für „World Wide Opportunities on Organic Farms“, zu Deutsch „weltweite Möglichkeiten auf organischen Bauernhöfen“.
Dahinter verbirgt sich ein Netzwerk, das freiwillige Helfer aus aller Welt an Bio-Bauernhöfe oder ökologische Betriebe rund um den Globus vermittelt.
Eigenen Angaben auf der Webseite zufolge helfen jedes Jahr rund 100.000 Leute aller Altersstufen auf Farmen in über 130 Ländern aus. Die WWOOFer sind wenige Tage bis mehrere Wochen vor Ort und helfen mit, die Tiere zu versorgen, die Felder zu bewirtschaften oder die Ernte einzubringen.
Wie ist das WWOOFing entstanden?
Die weltweit erste WWOOFerin war eine Sekretärin aus London namens Sue Coppard. Die junge Frau hatte den großen Wunsch, der Stadt zu entfliehen und zumindest vorübergehend am Landleben teilzunehmen. Ihre Idee war, dass sie in der Zeit, in der sie auf einem Hof mithilft, vielleicht auch dort wohnen könnte. Also gab sie im Jahr 1971 eine Zeitungsannonce auf.
Durch einen Kontakt am landwirtschaftlichen Emerson College organisierte sie ein Probewochenende, das sie als „Working Weekends on Organic Farms“ (Arbeitswochenenden an ökologischen Farmen) ankündigte.
Ihre Bemühungen waren erfolgreich. Am Ende arbeiteten Sue Coppard und zwei weitere Personen ein Wochenende lang an einer anthroposophischen Landbauschule in Sussex mit.
Dort entfernten sie rankende Brombeeren von einem Feld und legten einen Bachlauf frei.
Nach dem Wochenende fragten die Bauern, die mit der Hilfe offenbar sehr zufrieden waren, ob die jungen Leute für ein weiteres Wochenende vorbeikommen wollen. So nahm das WWOOFing seinen Anfang.
Im Laufe der Zeit verbreitete sich die Idee auf der ganzen Welt. Heute sind allein in Deutschland über 500 Höfe der Organisation angeschlossen. In der Türkei machen 55 ökologische Betriebe mit.
Wie gestaltet sich ein Aufenthalt?
Was die Gründerin seinerzeit per Zeitungsannonce organisierte, klärt inzwischen das Internet. Wer sich an eine Farm vermitteln lassen möchte, schließt zunächst auf der Webseite eine Mitgliedschaft ab. Diese kostet um die 25 Euro pro Jahr. Anschließend kann die Planung beginnen.
Nachdem sich der freiwillige Helfer ein Profil angelegt hat, kann er ganz bequem abwarten, bis sich Farmen mit Arbeitsangeboten bei ihm melden.
Wer konkretere Vorstellungen oder Wünsche hat, also zum Beispiel schon immer mal Nüsse oder Pistazien in der Türkei ernten wollte, kann auf der Webseite außerdem gezielt nach passenden Gastgebern suchen.
Auf den meisten Höfen arbeiten die freiwilligen Helfer ungefähr vier bis sechs Stunden pro Tag mit. Die Aufgaben können dabei sehr vielfältig sein. So beteiligen sich die Helfer zum Beispiel beim Pflanzen und Ernten, stellen Kompost her, versorgen Tiere, stellen Zäune auf, verarbeiten Milch zu Käse, unterstützen bei der Hausarbeit oder helfen bei Bauprojekten mit.
Auch die Freizeit kann sich ganz unterschiedlich gestalten. Auf einigen Farmen arbeiten mehrere Freiwillige mit, sodass man gemeinsam etwas unternehmen kann. Andere Höfe laden nur Einzelpersonen ein.
Hier kann der Helfer die Gegend auf eigene Faust erkunden. Oft nimmt sich die Gastfamilie aber die Zeit, dem Gast nicht nur die nachhaltige Landwirtschaft, sondern auch das Gastland näherzubringen.
Was ist für einen gelungenen Aufenthalt wichtig?
Als Dank für seinen Arbeitseinsatz erhält der Helfer kostenfreie Unterkunft und Verpflegung. Doch während auf manchen Höfen bequeme Einzelzimmer bereitstehen, gibt es auf anderen Höfen nur einfache, kleine Kammern, simple Behausungen im Freien oder Gemeinschaftsunterkünfte.
Das ist natürlich alles kein Problem, wenn der Helfer vorher weiß, was auf ihn zukommt.
Aus diesem Grund lautet der wichtigste Tipp, im Vorfeld miteinander zu kommunizieren. Wer im Vorfeld ein paar E-Mails austauscht, kann sich ein besseres Bild vom Gastgeber machen. Dabei gilt der Tipp nicht nur bezogen auf die Unterkunft und die Verpflegung, sondern auch mit Blick auf die Aufgaben.
Möchte der Helfer zum Beispiel auf einer Ziegenfarm mitarbeiten, stellt vor Ort aber fest, dass die Ziegen eher als Hobby gehalten werden und er seine Zeit vor allem mit Hausarbeit verbringen wird, kann die Enttäuschung groß sein.
Wichtig ist außerdem eine realistische Erwartungshaltung. Ein Bauernhof irgendwo auf dem Lande ist kein Luxushotel. Je nach Standort können die Lebensverhältnisse einfach sein.
Das Smartphone hat möglicherweise keinen Empfang, der Strom kann öfter ausfallen, das Essen schmeckt ganz anders als daheim und Geschäfte, Bars oder Ausgehmöglichkeiten sind vielleicht ein ganzes Stück entfernt.
Vor allem junge Frauen, die allein unterwegs sind, sollten besonders vorsichtig sein. Wer sich vorher mit seiner Gastfamilie abspricht und auf die Feedbacks achtet, die die Farm bekommen hat, kann aber viele Risiken von vorneherein umgehen.
Welche Vorteile hat das WWOOFing?
WWOOFer verbringen ihre Tage bei einer Gastfamilie und lernen aus erster Hand etwas über ökologische Landwirtschaft und nachhaltige Lebensweisen. Der Aufenthalt vor Ort ist kostenfrei, denn das Konzept basiert darauf, dass zwischen den Gastgebern und den WWOOFern kein Geld ausgetauscht wird.
Doch es geht nicht nur darum, in das ländliche Leben einzutauchen.
Das WWOOFing eröffnet auch die Möglichkeit für einen kulturellen Austausch. Ähnlich wie bei einem Au-Pair-Aufenthalt, einem Freiwilligen Sozialen Jahr oder Work & Travel können WWOOFer neue Erfahrungen sammeln, ihren Horizont erweitern und andere Perspektiven auf die Welt erleben.
Sie kommen in Kontakt mit Natur und Tieren, sehen herrliche Landschaften und können ihr Gastland von einer Seite kennenlernen, zu der klassische Touristen oft keinen Zugang haben. Außerdem sind sie direkt ins alltägliche Leben integriert. Nicht selten entstehen auf diese Weise Kontakte, die zu Freundschaften werden.
Mehr Ratgeber, Tipps und Anleitungen:
- Reisen in der Schwangerschaft – Infos und Hinweise, 2. Teil
- Reisen in der Schwangerschaft – Infos und Hinweise, 1. Teil
- Wie sich Reisen auf die Bildung auswirkt
- Aktuelle Umfrage: Bargeld ist das beliebteste Zahlungsmittel im Urlaub
- 11 berühmte Persönlichkeiten aus Istanbul
- Ägäis oder Riviera: Welche Küste für wen?
- 11 typisch türkische Getränke
- Tipps für die Fahrt mit dem Dolmus
Thema: Was hat es mit dem Urlaubstrend WWOOFing auf sich?
Übersicht:
Verzeichnis
Über uns