Çay und Simit in Istanbul
Çay und Simit sind zwei feste Bestandteile der türkischen Kultur. Und wer durch Istanbul schlendert, wird an jeder Ecke die Gelegenheit haben, sich ein Glas Tee und einen Sesamkringel zu gönnen.
Ob zum Frühstück, bei der Arbeit, nach einem Essen, bei einem Bummel durch Istanbuls Straßen oder einfach nur so, zwischendurch: Ein Glas türkischer Tee und ein leckerer Sesamkringel gehen immer. Und wer das echte Istanbul-Gefühl haben möchte, sollte dieser Tradition folgen und sich Çay und Simit schmecken lassen.
Doch was ist eigentlich das Besondere daran?
Inhalt
Çay – der türkische Tee
Beim türkischen Tee handelt es sich um Rize Tee. Rize Tee ist ein Schwarztee, der an der Schwarzmeerküste im Nordosten der Türkei angebaut wird. Namensgeber für den Tee ist die gleichnamige Provinz, die als Hauptanbaugebiet dieser Teesorte gilt. Der Çay ist das Nationalgetränk der Türkei und was den Pro-Kopf-Verbrauch von Tee angeht, belegt die Türkei im weltweiten Vergleich regelmäßig einen Spitzenplatz.
In der Türkei wird sogar mehr Tee getrunken als im Vereinigten Königreich von Großbritannien. Und auch die Teeproduktion kann sich sehen lassen. So gehört die Türkei zu den größten Teeproduzenten der Welt. Doch die Zahlen spielen letztlich nur eine Nebenrolle. Viel wichtiger ist, dass der Genuss von Çay ein Stück gelebte Kultur und Gastfreundschaft ist.
Türkischer Tee gehört zur Kultur
Die heutige Türkei hat eine lange Geschichte, was den Kaffeekonsum betrifft. Die Osmanen tranken viel und gerne Kaffee, den sie aus dem Jemen importieren ließen. Doch nach dem Zerfall des Osmanischen Reichs und dem damit verbundenen Verlust der Kaffeeanbaugebiete im Jemen wurde Kaffee zu einem teuren Importartikel. Zeitweise, etwa nach Ende des Ersten Weltkriegs, war Kaffee gar nicht zu bekommen. Im Unterschied dazu stand Tee aus den inländischen Anbaugebieten zur Verfügung.
Anfangs wurde der populäre Çay aber trotzdem eher als Kaffeeersatz gesehen. Nicht zuletzt auf Initiative Atatürks, der sich für den türkischen Tee einsetzte, nahm der Teekonsum dann allmählich zu. Heute ist der Çayaus der türkischen Kultur nicht mehr wegzudenken. Das Heißgetränk wird zu Hause, in Geschäften und in Teehäusern, die traditionelle Treffpunkte sind, getrunken. Zudem ist der türkische Tee ein Ausdruck der Gastfreundschaft, denn es gehört einfach zum guten Ton, seinem Gast ein Glas Tee anzubieten.
Die Zubereitung von Çay
Bei der Zubereitung des türkischen Tees kommt ein besonderes Kochgeschirr zum Einsatz. Dieses heißt Çaydanlik, was ins Deutsche übersetzt Teekanne bedeutet, und besteht aus zwei übereinander angeordneten Kesseln. Der untere Kessel ist etwas größer, hat keinen Deckel und steht direkt auf der Herdplatte oder der Feuerstelle. Er wird mit Wasser befüllt, das zuerst zum Kochen gebracht und danach in dem Kessel warmgehalten wird.
Darauf steht ein etwas kleinerer Kessel. Darin befinden sich die Teeblätter, die durch die Wärme von unten ihr Aroma entfalten. Wenn das Wasser im unteren Kessel kocht, wird ein Teil davon in den oberen Kessel geschüttet. Auf diese Weise entsteht ein sehr starker, konzentrierter Tee. Nach einer kurzen Ziehzeit ist der Çay servierbereit. Dafür wird etwas Teekonzentrat in das Teeglas gegeben und mit dem heißen Wasser aus dem unteren Kessel aufgefüllt. Je nach persönlichem Geschmack kann der Tee dabei als kräftiger Tee – demli çay – oder als milder, dünner Tee – açık çay – zubereitet werden.
Gesüßt wird der Tee traditionell mit Rübenzuckerwürfeln. Und wer möchte, kann auch ein Stück Zitrone ins Glas tun. Mit Milch oder Sahne hingegen wird türkischer Tee nicht getrunken. Serviert wird der Tee in kleinen, tulpenförmigen Gläsern. Diese werden am oberen Rand festgehalten, denn der Çay wird sehr heiß gereicht.
Simit – der türkische Sesamkringel
Der Simit ist ein ringförmiges Hefegebäck mit einer goldbraunen Kruste, die mit Sesamkörnern bestreut ist. Außen kross und innen schön weich hat der Simit Ähnlichkeit mit der Brezel. Erfunden wurde der Simit vor rund 500 Jahren im Osmanischen Reich und von hier aus verbreitete er sich über den ganzen Balkan. Während die Istanbuler ihren Sesamkringel Simit nennen, heißt er in der Region um Izmir auch Gevrek, was übersetzt knusprig bedeutet.
Simit auf den Straßen Istanbuls
Wer durch Istanbul schlendert, wird vielerorts auf den Sesamkringel treffen. Denn er gehört nicht nur zum Standardsortiment der Bäckereien, sondern wird auch an mobilen Straßenständen verkauft. Und dabei gehört der Simit zu den beliebtesten Snacks der Istanbuler überhaupt. Er wird zum Frühstück ebenso gegessen wie als Imbiss mit einem Glas Tee, auf dem Weg zur Arbeit oder während einer Überfahrt auf dem Bosporus.
Traditionell wird der Simit zusammen mit Schafskäse, Oliven und Çay serviert. Zum Frühstück wird er auch mit Gelee oder Marmelade genossen. Aber auch pur, als kleiner Snack zwischendurch, ist der Simit mit seiner knusprigen Kruste und dem weichen Inneren wirklich lecker. Zudem gibt es das beliebte Gebäck inzwischen in vielen Variationen, beispielsweise in Form einer gefüllten Tasche oder als belegter Bagel.
Ein Rezept für Simit
Wer nicht bis zum nächsten Istanbul-Trip warten oder sich etwas Istanbul-Flair nach Hause holen möchte, kann sich selbst als Simit-Bäcker betätigen. Für selbstgemachte Simit werden
- · je 1 Teeglas Wasser, Milch und Öl,
- · 1 Würfel frische Hefe oder ein Tütchen Trockenhefe,
- · 1 gehäufter Teelöffel Salz,
- · 1 Esslöffel Zucker,
- · etwa 500 Gramm Mehl,
- · 1 Eiweiß und
- · Sesam
benötigt. Wer kein türkisches, tulpenförmiges Teeglas zur Hand hat, kann die Flüssigkeitsmenge natürlich auch abmessen. Dabei entspricht ein Teeglas der Menge von 100 Millilitern.
Zuerst werden Wasser, Milch und Öl in eine Schüssel gegeben. Darin wird die Hefe aufgelöst. Anschließend kommen Salz, Zucker und Mehl dazu. Dann wird das Ganze zu einem glatten Teig geknetet. Zugedeckt sollte der Teig nun mindestens eine halbe Stunde lang ruhen.
Hat der Teig geruht, wird er noch einmal durchgeknetet. Dann wird der Teig in kleine Portionen aufgeteilt. Die einzelnen Teigportionen werden nun erst zu Kugeln gedreht, dann zu Würsten gerollt und schließlich zu Ringen geformt.
Jetzt kann der Backofen schon angeschaltet und auf 180 Grad Celsius vorgeheizt werden. Während der Backofen vorheizt, werden die Sesamkörner in einen tiefen Teller gegeben. In einem zweiten Teller wird das Eiweiß mit wenig Wasser schaumig gerührt. Dann werden die Teigringe erst in das Eiweiß getaucht und danach mit dem Sesam paniert. Die fertigen Sesamringe werden auf einem Backblech mit Backpapier abgelegt und etwa 20 Minuten lang gebacken. Die Simit sind fertig, wenn sie goldbraun und schön knusprig sind. Guten Appetit!
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